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Neue Impulse für beeindruckende Technik: Zierliche Museumschefin mit viel Mut

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Sender- und Funktechnikmuseum
Christine Oliwkowski
Telefon:0 33 75/2 17 74 01
Website:museum.funkerberg.de
Foto von Christine Oliwkowski, Sender- und Funktechnikmuseum, Königs WusterhausenFoto von Christine Oliwkowski, Sender- und Funktechnikmuseum, Königs WusterhausenFoto von Christine Oliwkowski, Sender- und Funktechnikmuseum, Königs WusterhausenFoto von Christine Oliwkowski, Sender- und Funktechnikmuseum, Königs WusterhausenFoto von Christine Oliwkowski, Sender- und Funktechnikmuseum, Königs WusterhausenFoto von Christine Oliwkowski, Sender- und Funktechnikmuseum, Königs WusterhausenFoto von Christine Oliwkowski, Sender- und Funktechnikmuseum, Königs WusterhausenFoto von Christine Oliwkowski, Sender- und Funktechnikmuseum, Königs Wusterhausen

Allein in dunklen Fluren

Stand: Dezember 2022

Allein in unterirdischen Fluren und Räumen, da kann einem schon ein wenig das Gruseln kommen. Doch die „Herrscherin“ über dieses Reich hat keine Angst vor Geistern!

„Meine Magisterarbeit ging über das Rittergut Schenkendorf“, begründet Christine Oliwkowski ihren Mut. Dieses hatte ja mit „Blutsaugerpartys“ Schlagzeilen gemacht. Dafür sorgte Ottomar Berbig, der das Gebäude 1995 erworben hatte. Er nannte sich nach einer Adoption Ottomar Rodolphe Vlad Dracula Prinz Kretzulesco und wollte den Geist des berüchtigten Vampirs in die Region bringen. Gruseln war also angesagt.

Radio im Wappen
So „verrufen“ ist der neue Arbeitsplatz von Christine Oliwkowski allerdings nicht. Die 39-Jährige stammt aus Königs Wusterhausen und ist erste hauptamtliche Leiterin des einzigartigen „Sender- und Funktechnikmuseums“ auf dem Funkerberg.
„Von dort wurde am 22. Dezember 1920 mit einem Weihnachtskonzert das Rundfunkzeitalter eröffnet“, nennt sie eine bekannte Tatsache. Daran erinnert Königs Wusterhausen sogar mit dem Stadtwappen. 1994 gründete sich der „Förderverein Sender Königs Wusterhausen e.V.“, der heute von Rainer Suckow geleitet wird.

Neue Ära
Jetzt soll dieses wichtige Wahrzeichen der Stadt in eine neue Ära starten. „Wir erleben gerade einen Umbau, der die Anlage barrierefrei machen wird. Das betrifft Innenräume ebenfalls. Deshalb haben wir momentan für den Publikumsverkehr geschlossen. Ich hoffe aber, dass wir Mitte 2023 wieder öffnen können. Mit 6 000 Besuchern im Jahr ist das Haus ein sehr beliebter Anziehungspunkt“, gibt die Museumsleiterin Einblick.
Sie hat Judaistik und Geschichte studiert. Im sächsischen Freital hat sie maßgeblich mitgewirkt, den „Dachverband sächsischer Migranten e.V.“ aus der Taufe zu heben. „Das Bundesland war das einzige in Ostdeutschland, das so etwas nicht hatte.“
Danach fand die Tochter einer Deutschlehrerin aus Königs Wusterhausen ihren Traumberuf in der Heimatstadt.

Riesige Technik
Jetzt ist sie auf dem Funkerberg umgeben von meterhohen Rundfunkröhren, einem imposanten Notstromaggregat, riesigen Sendeanlagen und natürlich von vielen damaligen Radiogeräten. Wenn sie den Telefonhörer in die Hand nimmt, dann beginnt es zu rattern und zu rumpeln.
Die Nebenstellenanlage hat im Haus einen eigenen Raum. Dort stehen meterhohe Stellagen, die bis zur Decke reichen. Darin untergebracht sind stattliche Relais, die nach wie vor brav ihren Dienst ausführen. Kaum zu glauben, dass diese gigantische Anlage noch relativ jung ist. „Sie wurde 1965 installiert“, verblüfft die zierliche Museumschefin.

Neue Erkenntnisse?
Sie hat sich jetzt voll der neuen Tätigkeit verschrieben. So ist sie gerade dabei, per Dissertation noch mehr Licht in die Wiege des Rundfunks zu bringen. Im Museum selbst möchte sie die Präsentation Zug um Zug ausbauen. Neue Themen sollen die bisherige Ausstellung, die vorwiegend der damaligen Technik gilt, erweitern: „Es geht mir darum, die kulturgeschichtlichen und politischen Aspekte ebenfalls zu beleuchten. Der Rundfunk war schließlich zugleich der Start von ‚Massenmedien‘. Damit konnte man plötzlich viele Menschen auf einmal erreichen. Dies hatten die Nazis als eine der ersten erkannt. Sie förderten die Verbreitung der Empfangsgeräte, die im Volksmund dann bald als ‚Goebbels-Schnauze‘ apostrophiert wurden“, zeigt sie Perspektiven auf, die ihr wichtig sind.
Da ist es logisch, dass der Bogen bis zu den modernen Smartphones gespannt werden sollte.

Bombensicher
Man würde es nicht glauben, aber das Museum erstreckt sich über stolze sechs Geschosse. „Es wurde damals in die Tiefe gebaut, um bombensicher zu sein“, erläutert sie weiter. Der Bummel durch unendlich scheinende spärlich beleuchtete Flure hat durchaus einen Gruselfaktor. „Wenn der Wind durch die Zwischengeschosse pfeift, ist das manchmal schon gespenstisch. Ich musste mich erst daran gewöhnen“, räumt Christine Oliwkowski ein.
Immerhin, ein blutsaugender Dracula, wie bei ihrem Forschungsprojekt in Schenkendorf, wird hier kaum zu erwarten sein!

Erstellt: 2022