Philosophie auf der Leinwand und im Garten: Gesamtwerk für die Ewigkeit?
| Künstler | |
| Norbert Piechatzek | |
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Kunst vom Malermeister

Stand: Dezember 2020
Künstler lieben Königs Wusterhausen und die Region. Doch nur wenige wurden hier geboren. Dazu gehört ein Maler, der so ziemlich alles mit Farbe versieht, was man sich vorstellen kann.
Das liegt daran, dass Norbert Piechatzek Maler im doppelten Wortsinn ist. So verschönerte er tagsüber als Mitarbeiter der Wildauer PGH, die 
heute „Wildauer Maler und Ausbau GmbH“ heißt, Fassaden und Innenräume. Abends dann schnappte er sich Palette und Leinwand. Es entstehen Serien von Bildern, die Themen aufgreifen und weiterentwickeln. Dabei geht es vielfach um fundamentale Fragen unserer Welt. 
Philosophischer Maler
Diese ist für den mittlerweile 70-Jährigen völlig aus den 
Fugen geraten: „Die Menschen erfinden Dinge, die eine Eigendynamik entwickeln. Diese können sie schon bald nicht mehr beherrschen, sondern werden von ihnen beherrscht. Das war schon bei der Dampfmaschine so. Ist das eine 
Maschine oder ein Tier? Sie nimmt wie ein Lebewesen 
Futter auf und gibt dafür Bewegung ab“, taucht der gelernte Malermeister in philosophische Fragen ein. 
„Sie sollte ursprünglich die 
Arbeit in den Bergbaugruben erleichtern. Sie führte zu einer Motorisierung, die nicht mehr zu bremsen war“, führt Norbert Piechatzek diesen Gedanken weiter. „Ähnlich war es mit der Atomenergie und 
genauso ist es mit der Digitalisierung“, philosophiert der Maler weiter.
Langweilige Schönheit? 
Für ihn ist es deshalb ein Muss, diese Dissonanzen auf der Leinwand auszudrücken. Seine Bilderserien beschäftigten sich jüngst damit, wie der Mensch die Natur in Räume zerteilt. Es geht darum, wie wir selbst in der von uns geschaffenen Welt gefangen sind.
„Meine Bilder wirken etwas deprimierend, aber ich kann nicht anders. Schöne Bilder langweilen mich“, wundert sich Norbert Piechatzek selbst ein wenig. Das ist umso erstaunlicher, weil er durch die Faszination über die farbenfrohen Arbeiten der frühen 
Impressionisten zur Kunst kam. „Vincent van Gogh ist mein absoluter Star“, bekennt er sich zu den ersten Wurzeln seiner Entwicklung zum modernen Maler. 
Geschmuggelte Kunstbücher
„Später kam das Interesse für den Expressionismus dazu. Zum Glück hatte ich Westverwandtschaft und damit immer etwas Devisen. Diese investierte ich in Kunstbücher, die ich mir von Bekannten aus Westberlin zu uns schmuggeln ließ“, beschreibt er seine ungewöhnliche „Ausbildung“. 
Er ist momentan der einzige 
moderne Maler, der in Königs Wusterhausen geboren und aufgewachsen ist. 
Mit 13 Jahren hatte er sein 
Talent am Zeichnen entdeckt. Er war damals wohl schon ziemlich nachdenklich. 
So verweigerte er den Wehrdienst in der DDR und arbeitete als Bausoldat. Damit war klar, dass er nie für ein Studium zugelassen werden würde. „Gleich danach konnte ich das Grundstück am Rotdornweg in meiner Heimatstadt Königs Wusterhausen kaufen“, erzählt er. „Das war 
damals in der DDR keine 
große Investition.“ Er wurde 
moderner Maler „im Nebenberuf“. So stellte die Dresdner „Kunstausstellung Kühl“ als eine der wenigen privaten Galerien in der DDR Arbeiten von ihm aus.
Garten als Gesamtkunstwerk
Nach Eintauchen in die Künstlerszene in Prenzlauer Berg und einer Zwischenstation in Friedrichshain zog es ihn 2000 zurück an die Wurzeln. Er verwandelte das Gelände in einen japanischen Garten mit leichten Hügeln, Wasser und Steinen. „Diese Gärten sind Gesamtkunstwerke, die in die Ewigkeit wirken. Sie vereinen 
Gesang, Körper, Natur und Steine. Hier ist alles bis auf das Minimum reduziert. Jeder Stein hat seinen festen Platz, den man herausfinden muss. Ich habe das jahrelang nicht hinbekommen“, überrascht Norbert Piechatzek mit einem weiteren philosophischen Ansatz.
Dissonanzen 
für mehr Harmonie
Der Künstler, der mit der 58-jährigen Bibliotheksmitarbeiterin Anke Holz verheiratet ist, wünscht sich Harmonie so sehr, dass er die Welt 
mit Dissonanzen aufrütteln möchte. Dazu lässt er sich vielfach von der Musik inspirieren. Aber, man errät es fast, nicht von irgendeiner Musik, sondern von der absoluten Avantgarde: „Ich höre moderne orchestrale Werke wie etwa von Steffen Schleiermacher. Hier sind die 
Dissonanzen stark, alles ist auf das Minimum reduziert“, erklärt er. 
Doch manchmal kann es 
sogar gängigere Rock-Musik sein, die Zugang ins Ohr des ungewöhnlichen Künstlers findet. 
„Meine Lieblingsband ist ‚Massive Attack‘. Ich habe über ein Jahr gebraucht, um mich ihnen anzunähern.“